Schulwesen

Bereits 1524 hatte Martin Luther in einer Schrift angezeigt: "An die Ratsherrn aller Städte deutschen Landes, dass sie christliche Schulen aufrichten und halten soll". Die Schule war eine Lateinschule, in der, neben den Erlernen dieser Sprache, die Religionspflege (zur Erkenntnis Gottes), sowie die Übung des Gesangs, wichtige Bildungsinhalte darstellten.
Im Jahre 1543 wurde in der Stadt Lützen zum ersten Mal eine lutherische Lateinschule erwähnt. Erst im Jahr 1562 wurde eine "Mägdleinschule" errichtet.
Der verstorbene Bürgermeister Johann Weydmann setzte in seinen Testament von 09. Oktober 1565 ein Legat wie folgt aus:
- die Zinsen von 300 Gulden sollten jährliche an arme Kinder gegeben werden, um sie "zu kleiden" und für diese "schue, bücher undt andere notturft" zu kaufen
- des weiteren sollten 100 Gulden zu gleichen Teilen an die Kirche und die Schule gehen
- ebenso sollten jährlich: der Schulmeister 5 Gulden, der Kantor 2 Gulden, der Organist 2 Gulden, die Schulmeisterin 2 Gulden erhalten.
Bei der erfolgten Visitation im Jahre 1587 wurden Missstände, wie die Misshandlung und Inanspruchnahme der selben für private Handreichungen durch die Lehrer in der Unterrichtszeit aufgedeckt. Den Zustand der Schule beschreiben folgende Sätze, entnommen aus dem Protokollen der Visitation (Protokolle der Kirchenvisitation im Stift Merseburg, bearbeitet von W. Friedensburg):
- "Fur vihr jharen sind etlicher burger knaben gelerter gewesen als itzund."
- "Vietelsmeisters Andreas Göris Sohn ist den vergangenen sommer in der schulen von einem schuldiener so geschlagen, daruber er wund worden, das ihn der barbierer hat heilen mussen"
Das führte zu einer Neubesetzung der Stellen.
alte Besetzung | neue Besetzung | |
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Schulmeister | Johannes Ralla (aus Leipzig) | Balthasar Kempf jr. (hiesiger Pfarrersohn) |
Kantor | Gregor Schade (aus Eilenburg) | Bartholomäus Fuchs |
Organist | Johannes Scheuppe aus Pegau | Nicolaus Gräfe |
Am 15. Mai 1610 wurde für die Mädchenschule die Pfarrerswitwe Voccius als Schulmeisterin eingesetzt. Das Schulgeld für arme Kinder sollte von den Zinsen einer Stiftung von 2 000 Talern des Johann Christian Tautmann im Jahre 1870 gezahlt werden.
1848 wurde im ersten Stock des Schlosses eine zweiklassige Schule mit 60 bzw. 63 Schülern eingerichtet. Zur Einrichtung eines Lehrer- und Lehrgerätezimmers wurden Umbauten nötig.

alte Schule (1960)
Das Bild hier zeigt das wohl älteste bekannte Schulgebäude, welches heute noch für die Grundschule genutzt wird. Zuvor diente das Gebäude als Pferdestall.
Die alte Schule auf dem Kirchplatz wurde am 02. März 1885 polizeilich gesperrt. Der Unterricht für die Schüler der Bürgerschule fand im Saal des Schützenhauses und in freistehenden Räumen des Schlosses statt. Am 04. September 1899 wurde das neue Schulgebäude übergeben. Heute wird es unter dem Namen "Mittlere Schule" immer noch für den Unterricht genutzt.
In der Schulstraße 2 - 4 befand sich 1904 eine Bürgerschule. Diese setzte sich aus jeweils 7 Knaben- und Mädchenklassen zusammen. In dieser Schule waren 15 Lehrer tätig, davon vier Lehrerinnen in den Unterstufen der Mädchenklassen. Die im Schloss befindliche Knabenschule wurde von zwei Lehrern betrieben, deren Ziele der gründliche Unterricht in den Elementarfächern und die Vorbereitung bis zu Tertia höherer Lehranstalten war. Ebenfalls im Schloss befand sich die Mädchenprivatschule, die von einer Lehrerin geleitet wurde.
Um den Ruf nach Leibesertüchtigung gerecht zu werden, entstand 1913 die Turnhalle. Die gewerbliche Fortbildungsschule in Lützen besaß zwei Klassen und wurde von drei Lehrern geführt, die gleichzeitig an der Bürgerschule tätig waren. Bestrebungen für einen Schulneubau gab es schon Anfang 1930, aber erst im Jahre 1938 erfolgten die ersten Maßnahmen zum Bau.
Im ehemaligen Amtsgericht wurde im Jahre 1947 mit 52 Schülern ein Gymnasium (Erweiterte Oberschule - EOS) eröffnet. Um Schülern aus der Umgebung den Besuch des Gymnasiums zu erleichtern, wurde im Jahre 1950/51 ein Internat im Schloss (Jungen) und im Gasthof "Roter Löwe" (Mädchen) eingerichtet. Später erfolgte ein Umzug des Internates in den sogenannten Pfaffenhof und in die ehemalige Gaststätte "Bayrischer Hof".
Am 20. November 1970 wurde die "Neue Schule" eingeweiht.

Neue Schule (1970) - Turnhalle (im Hintergrund)
Den Namen des Dichters Johann G. Seume erhält die EOS im Jahre 1976. Unter diesem Namen besteht sie bis ins Jahr 1982, als eine Schließung erfolgte.
Von 1991 bis 1999 bietet das wiedereröffnete Gymnasium unter dem Namen " König Gustav II. Adolf" Schülern die Möglichkeit das Abitur zu erwerben. Das letzte Abitur wurde im Jahre 1999 in Lützen ausgestellt. Auf Grund geringer Schülerzahlen erfolgte die Schließung des Gymnasium. Die Räumlichkeiten nutzt die Sekundarschule.